Selbsthilfe 2.0 – im Tandem digital

Digitalisierung in der Sucht-Selbsthilfe

 

Projektbeschreibung

Mit dem Projekt „Selbsthilfe 2.0 – im Tandem digital“ hat sich der Kreuzbund R-S und der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. auf den digitalen Weg gemacht – zusammen mit 12 anderen Projekten aus der beruflichen Suchthilfe haben wir im Dezember 2021 den Zuschlag vom Land BW für eine zweijährige Projektförderung im Bereich Digitalisierung erhalten.

Hintergrund und Projektziel

Die Corona-Krise war auch eine Krise für die Sucht-Selbsthilfe. Gemeinsame Aktivitäten waren in der gewohnten Weise kaum mehr möglich, Gruppentreffen konnten lange Zeit nicht mehr stattfinden. In der Folge zogen sich viele  Gruppenteilnehmer:innen zurück, konnten fehlende Sozialkontakte wenig ausgleichen und liefen Gefahr, rückfällig zu werden.  Angehörige von Menschen mit Suchterkrankungen, egal ob Partner oder Partnerin, Eltern oder Kinder, waren aufgrund  der physischen Kontaktbeschränkungen gleichermaßen betroffen und besonderen Belastungen ausgesetzt.

Mit den Kontaktbeschränkungen und dem Lockdown hat sich die Kommunikation in den meisten Arbeits- und Lebensbereichen in den virtuellen Raum verlagert – Telefon, E-Mail und chat waren die am meisten genutzten Kommunikationswege. Dies hat uns umdenken lassen…wie können die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation für den Kreuzbund genutzt werden, ohne dabei die wertvolle direkte zwischenmenschliche Begegnung aus den Augen zu verlieren?

Die Sucht-Selbsthilfe ist systemrelevant und ein wichtiger Pfeiler im System der Suchthilfe!

Uns ist es ein Anliegen,

  • der Selbsthilfe eine angemessene technische wie inhaltliche Ausstattung zu geben
  • dass die Gruppenteilnehmer*innen bestmöglich geschützt bleiben
  • dass suchtkranke Menschen vor Rückfällen in die Abhängigkeitserkrankung bewahrt bleiben
  • den Gruppenteilnehmer*innen, die sich nicht mehr persönlich treffen können, eine digitale und sichere Zusammenkunft für den notwendigen Austausch zu ermöglichen.
  • die Arbeit in den Gruppen zu ermöglichen, und dafür Grundlagen, Arbeitsmaterialien und Hilfestellungen zur Verfügung zu stellen.

Das Ziel des Digitalisierungsprojekts für die Sucht-Selbsthilfe ist es, die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation für die Sucht-Selbsthilfe zu nutzen, ohne dabei die wertvolle direkte zwischenmenschliche Begegnung aus den Augen zu verlieren.

Projektplanung und -stand

Es wurde eine digitale Infrastruktur geschaffen werden, um Selbsthilfe online erlebbar zu machen.

Zunächst wurde die Selbsthilf technisch ausgestattet: es wurden ca. 50 Laptops, Headsets, sowie die dazugehörigen Programme und Datenvolumen angeschafft und den Gruppenleiter*innen zur Verfügung gestellt. Zudem werden die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation in workshops, in Präsenz und online, vorgestellt. Marc Hasselbach, Sozialarbeiter und Medienpädagoge, der unser Projekt begleitet, ist für die  technische sowie datenschutzsichere Ausstattung zuständig.

Er hat für den Kreuzbund eine eigene Homepage erstellt (www.kreuzbund.online), mit einem datenschutzkonformen Messenger, einem Videokonferenzsystem sowie eine datenschutzkonforme cloud. Das Credo ist, Selbsthilfe-Aktivitäten im digitalen Raum müssen den Datenschutz-Anforderungen gerecht werden!

Das Projektteam plant weitere virtuelle und persönliche Treffen,  zur Vermittlung von digitalen technischen und inhaltlichen know-how:

  • Wie gestalte und moderiere ich eine Gruppensitzung inhaltlich und technisch online? Welche Voraussetzungen muss ich als Gruppenleiter*in hierfür mitbringen?
  • Online Seminare: Schulung der Gruppenleiter*innen und Mitglieder zu Kompetenzen in digitaler Didaktik und Methodik, sowie Beratung und Krisenintervention durch Fachkräfte der beruflichen Suchthilfe
  • Entwicklung von digitalen Gruppen- und Präventionsprogrammen

Die Digitalisierung ist eine Chance und gleichzeitig auch eine Herausforderung für die Sucht-Selbsthilfe. Soziale Arbeit, beruflich und auch ehrenamtlich findet zunehmend virtuell statt – und  virtuelle Begegnung kann auch eine sehr persönliche sein. Junge Menschen sind vertraut mit social media – lassen sie sich auch eher für die „virtuelle“ Selbthilfe gewinnen? Wir wissen, dass die Digitalisierung vieles ermöglicht, aber persönliche Kontakte und Begegnung auch nicht komplett ersetzen kann.

In diesem Sinne möchten wir im Kreuzbund digital ausprobieren, üben, entwickeln und offen für Neues sein.

Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte,

wo kämen wir hin,

und keiner ginge um zu sehen,

wohin wir kämen, wenn wir gingen.

 

Myriam Klein, 
Referentin des Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart   Oktober 2022

Kooperation und Förderung

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